Steinkirche - Scharzfeld
" Das Avalon des Harzes " Ein kulturgeschichtlicher Bericht.
Bevor menschlicher Geist die Welt gestalten und verändern konnte, hat sich die Natur in der Steinkirche - Scharzfeld ein einzigartiges Naturdenkmal geschaffen.
Für die Jäger und Sammler der Altsteinzeit waren die Höhlen natürliche Behausungen, die sie zum Schutz vor Feinden und wilden Tieren aufsuchten. Hier im Innern der Erde huldigten sie ihren Göttern. In vielen Höhlen Deutschlands und Europas wurden Funde gemacht, die ihre Nutzung als Kultstätte belegen.
Der Weg zum Avalon des Harzes Foto: Wolfgang Kunzmann |
Um die 1.300 Jahre alt soll sie sein, (als christlicher Kirchort) die Steinkirche bei Scharzfeld, in deren Bereich durch die Archäologie eine menschliche Ansiedlung bereits während der Altsteinzeit (60.000 bis 10.000 v. Chr.) und der mittleren Steinzeit (10.000 bis 4.000 v. Chr.) nachgewiesen wurde, ist als einzige altsteinzeitliche Höhenstation Niedersachsens eine der bekanntesten und wichtigsten Fundstätten des südniedersächsischen Raumes.
Wie in vielen Orten des Harzes, ranken sich auch um die Steinkirche zahlreiche Legenden von Eremiten und anderen magisch begabten Personen, die hier ihr Leben verbrachten oder tätig waren. Der Heilige Bonifatius soll z. B. in der Nacht der heidnischen Beltanefeiern (Beltane - oder auch Walpurgis - wird traditionell in der Nacht vom 30.April auf den 1. Mai gefeiert) mit einer Axt auf einen Felsen an der Stelle der heutigen Steinkirche geschlagen und gesagt haben: Meine Worte und mein Glauben sind so wahr wie die Tatsache, dass sich mit einem Schlag meiner Axt hier der Felsen öffnet. Nachdem dann tatsächlich ein Loch und eine Höhle im Felsen entstand, liefen die Heiden scharenweise zum christlichen Glauben über und der heilige Bonifatius hielt seine erste Predigt in der neu entstandenen Steinkirche ab.
Der ehemalige Altar. Foto: Dr. Thomas Dahms |
In frühmittelalterlicher Zeit ist die Steinkirche in eine christliche Kultstätte verwandelt worden und diente als solche bis ins 14. Jahrhundert. Altarplatz, Kanzel und Weihwassernische stammen aus dieser Epoche.
In den Jahren 1925 - 1928 wurden hier durch Hr. Jakob-Friesen vom Provinzialmuseum/Hannover archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Sie ergaben eine damals sensationelle Entdeckung: Die Höhle und ihr Vorplatz dienten gegen Ende der Älteren Steinzeit ca 15.000 - 10.000 v.u.Zeit. Rentierjägern als Rastplatz. Zahlreiche Funde, vor allem Messer, Kratzer und Klingen aus Feuerstein, den Rest einer Knochennähnadel und viele Tierknochen vor allem von Rentieren wurden bei Ausgrabungen dieser altsteinzeitlichen Höhlenstation geborgen. Zudem kamen zahlreiche Bestattungen aus dem 12. bis 13. Jahrhundert zum Vorschein.
Die Steinkirche ist heute eines der bedeutendsten Kulturdenkmale Niedersachsens.
Wer Glastonbury (das angebliche Avalon) in England kennt, fühlt sich ein wenig an den Aufstieg dort erinnert.
Der Vorplatz - ehem. Grabstätte Foto: Wolfgang Kunzmann |
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Steinkirche im Innern Blick nach Aussen Foto: Wolfgang Kunzmann |
Topographisch liegt die Steinkirche im südlichen Harzrand, nördlich von Scharzfeld und 2 km westlich der Einhornhöhle, und ist eine natürliche Klufthöhle im Dolomit. CaMg(CO3)2 Dieses Gestein gehört zu den 270 Mio. Jahre alten Ablagerungen des Zechsteinmeeres der Permzeit. Reliktartig stehen hier viele Klippen aus diesem Dolomitgestein an. Allmähliche Lösung des Gesteins durch kohlensäurehaltiges Wasser hat zur Bildung dieser Höhlen in diesem Karstgebiet geführt.
Die Grundfläche der Steinkirche-Höhle ist fast rechteckig, ganz hinten dringt durch ein Deckenloch Tageslicht ein, an der südlichen Höhlenwand liegt ein Schacht, der mit einem Gitter zugedeckt ist. Darunter verbirgt sich ein Schacht, der mittels Seil befahren werden kann. Unten münden zwei 8 bis 10 m lange Fortsetzungen. Überall finden sich noch Spuren menschlicher Bearbeitung an den Wänden.
Fazit der Exkursion am 23.07.06: Das Naturdenkmal und die direkte Umgebung sind in einem verbesserungswürdigen Zustand. Es wäre wünschenswert für das Objekt, im Rahmen einer Diplomarbeit (Restaurierung/Konservierung) sich des Objektes anzunehmen. Die ersten Kontakte mit der Gemeinde Scharzfeld sind bereits geknüpft.
Es sollte ebenfalls darauf hingewiesen werden, das Freizeitkletterer an den restlichen Dolomitfelsen keine Kletterübungen mehr machen sollten.
Wolfgang R. Kunzmann
Literatur:
- Luczyn, David
- Magisch Reisen Deutschland, Goldmann-Verlag, München 2000
- Fritz, Erhard
- Norddeutsche Höhlenimpressionen, Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 92 1-1989, S. 38
- Claus, Martin
- Archäologie im südwestlichen Harzvorland. - 192 S., 74 Abb.; Hildesheim (1978).
- List, Anette
- Ortschronik Höhlendorf Scharzfeld. - 288 S., 83 Abb. 32 Taf.; Herzberg (2003).
- Nielbock, Ralf Dr.
- Quartärfaunen am südwestlichen Harzrand. - Die Kunde N.F., S. 100-220; Hannover (1994).
Links:
- http://www.showcaves.com/ english/de/caves/Steinkirche.html
- http://www.magisch-reisen.de/fr_steinki.htm
- http://www.hgstump.de/steinkirche.htm
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