Einhornhöhle - Scharzfeld
" Das letzte Geheimnis des Harzes "
Ein Bericht nach einer Befahrung am 13.08.2006
von Wolfgang R. Kunzmann
Unweit des kleinen Ortes Scharzfeld zwischen der Steinkirche und Bad Lauterberg befindet sich eine der größten Karsthöhlen des Harzes: die Einhornhöhle. Sie ist ein natürlich entstandener Hohlraum im Dolomit des verkarstungsfreudigen Werra-Carbonats. Zahlreiche bis zu 20 m hohe Klippen, so die Kaiser-Klippen östlich und die Rottstein-Klippen nördlich der Höhle lassen auch Übertage die Art und Zusammensetzung des Gesteins erkennen. Die ca. 270 Mio. Jahre alten Gesteine des Zechsteins der Permzeit treten gürtelförmig am südwestlichen Harzrand zutage. Die Zechstein-Dolomite liegen an der Einhornhöhle direkt gefalteten Grauwacken und Tonschiefern des Oberdevon/Unterkarbon auf. Es handelt sich hier um einen kleinflächigen Untiefenbereich während der Frühphase des Zechsteinmeeres, da weder Brandungsgeröll noch Kupferschiefer zur Ablagerung kamen. Schon im Bereich der Steinkirche/Scharzfeld steht Kupferschiefer unterhalb des Dolomits an der Schnellstraße wieder an.
In der näheren Umgebung der Einhornhöhle Die Reste der Burgruine Scharzfeld Foto: W. Kunzmann |
|
Der Eingang der Einhornhöhle Foto: W. Kunzmann |
Diese Höhle trägt den ungewöhnlichen Namen "Einhornhöhle" und ist die größte Schauhöhle des Südwestharzes.
Die Einhornhöhle wurde im 16. Jahrhundert erstmals offiziell erwähnt. Tatsächlich wurde sie aber schon viele Jahrhunderte vorher als Kultstätte genutzt. Die Einhornhöhle wurde zunächst vor allem wegen der Diskussion um das Einhorn, dann um der Suche nach dem diluvialen Menschen seit Jahrhunderten auch von berühmten Wissenschaftlern und Gelehrten aufgesucht wie Leibniz, Goethe, Cuvier, Förstner, Buckland, Virchow, Löns und Jacob-Friesen. Einige dieser Männer sind heute die Namensgeber mehrerer Höhlenabschnitte.
Bei Grabungen 1985 gelang es, den Beweis auf die Existenz des Frühmenschen (Neandertaler) mit einem Fund von Steinwerkzeugen aus der Altsteinzeit zu erbringen. Die weitern Ausgrabungen 1985-88 ergaben, dass die Höhle vor etwa 100.000 Jahren über lange Zeiträume von den Neandertalern besiedelt war.
Schillersaal - Einhornhöhle Foto: Ernst Schuhose |
|
Leibnizhalle - Einhornhöhle Foto: Dr. Ralf Nielbock |
In der Einhornhöhle wurden schon vor mehr als 400 Jahren zahlreiche Knochen gefunden. Man glaubte damals, Knochen des Fabeltiers Einhorn gefunden zu haben.
Da den Knochen des Einhorns heilende Kräfte nachgesagt wurden, wurde ein großer Teil der in der Einhornhöhle gefundenen Knochen als Medizin verkauft. Ebenso erging es übrigens den noch zu Beginn der Neuzeit reichlich in der Einhornhöhle vorhandenen Tropfsteinen. Sie wurden den Menschen als Hörner des Einhorns untergejubelt bzw. ebenfalls für angeblich medizinische Zwecke verkauft. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich endgültig die Erkenntnis durch, dass es sich bei den in der Einhornhöhle gefundenen Knochen um Bärenknochen handelt.
Bei Grabungen wurden bislang Knochenreste von über 70 Wirbeltierarten gefunden. Neben den großen Höhlenbären, die Jahrtausende in der Höhle lebten, sind dies Funde von Raubtieren wie Wölfe und dem Höhlenlöwen, aber auch kleinen Säugetieren wie Fledermäuse oder Zwergspitzmäuse.
Blaue Grotte Foto: Dr. Ralf Nielbock |
|
Salamander - Larve in der Einhornhöhle in einem Sinterbecken 2006 Foto: Dr. Ralf Nielbock |
|
Die Blaue Grotte / Ausgang der Höhle Foto: Dr. Ralf Nielbock |
Heute ist die Einhornhöhle ein Natur- und Kulturdenkmal sowie eine der größten Tourismusattraktionen im südwestlichen Teil des Harzes. Im Rahmen einer Führung können auch Sie diese Höhle besuchen. Den Eingang bildet ein im Jahre 1905 künstlich angelegter Stollen am "eigentlichen" Ende der Einhornhöhle. Der Führungsweg ist 365 Meter lang und folgt dem Hauptgang durch zahlreiche verschieden große Hallen bis zur so genannten "Blauen Grotte". In diesem Raum ist die Decke eingestürzt. Deckeneinstürze liegen in der Grotte.
Hier möchte ich mich bei der Leitung der Einhornhöhle für die sehr informative Führung durch die Einhornhöhle bedanken.
Ein Besuch in der Einhornhöhle ist zu jeder Jahreszeit sehenswert.
Literatur:
- NIELBOCK, Ralf (1990)
- Die Einhornhöhle - ein quartärwissenschaftliches Kleinod im Südharz . Mitt. Verb. Dt. Höhlen- u. Karstforscher, 36(2), S. 24-27, 3 Abb.
- MEISCHNER, Dieter (2001)
- Bericht über Grabungen in der Einhornhöhle bei Scharzfeld im Harz. Mitt. Verb. Dt. Höhlen - und Karstforsch., 47 (12): 4-7, München
- NIELBOCK, Ralf (1987)
- Holozäne und jungpleistozäne Wirbelfaunen der Einhornhöhle/Harz - Paläontologisch - biostratigraphische Untersuchungsergebnisse der Höhlengrabungen 1985/87.- Dissertation TU Clausthal, 194 S.
- NIELBOCK, Ralf (1994)
- Quartärfaunen am südwestlichen Harzrand - Ein Überblick: Fundstellen, Grabungen, Forschungsstand.- Die Kunde, N.F. 45, S. 191-220, 16 Abb.
- MÖLLER, Ulrich (1986 )
- Kartierung der Höhlensedimente in der Einhornhöhle/Scharzfeld. unveröff. Diplomarb. Geol. Pal. Inst. TU Clausthal, 40 S., 7 Abb., 6 Anl., 4 Taf., 2 Tab
- KEMPE, Stephan und ROSENDAHL, Wilfried (1999)
- Speläotheme als pleistozäne Klimaarchive in Mitteleuropa- Mitt. Verb. dt. Höhlen- und Karstforscher, 45(2), 100-101, 1 Abb.
- PAUL, Josef und VLADI, Firouz (2003)
- Zur Geologie der Einhornhöhle bei Scharzfeld am südwestlichen Harzrand.- Ber. Naturhist. Ges. Hannover, H. 143, S. 109-131, 8 Abb., 3 Tab., 1 Kt.;
- SCHEER, Anne (1986)
- Mittelpaläolithische Funde in der Einhornhöhle bei Scharzfeld (Stadt Herzberg am Harz, Ldkr. Osterode am Harz). Vorbericht über die Grabung 1986.- Nachr. Nieders. Urgeschichte 55, S. 1-38, 13 Abb.
- VLADI, Firouz (1981)
- Anselm Windhausen - zum 100. Geburtstag eines Harz-Höhlenforschers (Geologische Untersuchungen in der Einhornhöhle in Scharzfeld am Südharz in den Jahren 1905 - 1907).- Heimatbl. südwestl. Harzrand 37:22-32, Osterode
- VLADI, Firouz (1987)
- Ein neuer Plan der Einhornhöhle bei Scharzfeld/Südharz.- Mitt. Arbeitsgem. Karstkunde Niedersachs. 1/87, S. 10-14, 1 Kt.
Links:
- http://www.harzlife.de/info/ mystische_orte_im_harz.html
- http://www.harzlife.de/harzrand/ einhornhoehle.html
- http://www.showcaves.com/german/ de/showcaves/Einhorn.html
- http://www.einhornhoehle.de/
Zurück zu Artikel Zurück zum Seitenanfang