Moore in Niedersachsen
Quelle: Topographischer Atlas Niedersachsen und Bremen
Wolfgang R. Kunzmann
Mehr als die Haelfte aller Moore des Bundesgebietes befindet sich in Niedersachsen, wo Hoch- und Niedermoore (ohne Anmoor) etwa 13% der Landesflaeche einnehmen. Von diesen rund 6200 km 3 sind allerdings nur noch 1100 km3 oder 2,3 % der Landesflaeche unkultiviert, und auch davon stehen bereits wieder ein drittel im Abbau der Torfindustrie. Nahezu alle unkultivierten Moore sind Hochmoore, waehrend die einst weithin mit Bruchwaeldern bestandenen Niedermoor auf Grund ihres naehrstoffreicheren Bodens nahezu restlos in Gruenland ueberfuehrt worden sind. Voraussetzung fuer Moorbildung ist ein Ueberschuss an Wasser. Das atlantisch beeinflusste Klima Westniedersachsens mit hoher Luftfeuchtigkeit und reichlichen bei der Entdeckung vor einigen Jahren Geschiebematerial gefunden haben, was bisher nicht bekannt gewesen ist.
Moore in Niedersachsen |
Niederschlaegen durch den Rueckstau des seit ueber 10 000 Jahren steigenden Meeres haben die Vermoorung ausgeloest . Die klimatischen Voraussetzungen fuer die Moorbildung sind in der Kuestenkonvergrenzzone, etwa 30 - 70 km von der offenen See entfernt, besonders guenstig , da sie infolge Niederschlag empfaengt als die Kueste. Nach SO nimmt die Verbreitung der Moore mit zunehmender Kontinentalitaet des Klimas, mit dem Trockenwerden der Boeden und dem bewegten Relief ab. Suedlich des Mittellandkanals sind nur noch in den feuchtesten Senken einige Niedermoore anzutreffen, waehrend Hochmoore fehlen. Sie stellen sicherst bei stark zunehmenden Niederschlaegen und hoher Luftfeuchtigkeit auf den sauren Gesteinen im Harz und Solling wieder ein. Nach Art der Entstehung sowie nach der chemischen und pflanzlichen Zusammensetzung der Torfe sind in Niedersachsen Anmoor, Niedermoore, Uebergangsmoore und Hochmoore zu unterscheiden. Ausgewiesen sind nur echte Moore.das heisst Niedermoore und Hochmoore, deren Torfe mindestens 30 % organische Substanzen enthalten und deren Maechtigkeit mindestens 20 cm) betraegt. Nicht beruecksichtigt sind rund 3000 km 3 Anmoor, dessen Anteil an organischen Substanz nur zwischen 15 und 30 % liegt.
Ansichten von zwei Hochmoore im Harz |
Fast die Haelfte der niedersaechsischen Moore sind Niedermoore (Flachmoore, topogene Moore). Ihre Torfe und Mudden wurden im Beeich des Grundwassers aus Resten von Sumpf und Schwimmblattpflanzen gebildet. Bei den Verlandungsmooren haben die Pfanzengesellschaften einander bei geringer werdender Wassertiefe abgeloest, wie das auch heute noch bei Verlandung von Seen und Altarmen maeandierender Gewaesser zu beobachten ist. Solche Restseen waren im Altmoraenengebiet jedoch infolge weichseleiszeitlicher Solifluktiosvorgaenge nur noch in geringer Zahl vorhanden, als etwa 8000 vor Chr. Geb. (Praeboreal) mit der Waermer-werden Klimas und der Einwanderung hoeherer Pflanzen die Niedermoorbildung einsetzt. Die Niedersaechsischen Niedermoore sind groesstenteils keine Verlandungsmoore-, sondern Versumpfungsmoore, die infolge des gestiegenen Meeres Grundwasserspiegels im Flachland in fast allen Taelern und Niederungen aufwuchsen. Besonders ausgepraegt sind sie im Sietland der Marsch (Geeststrandmoore).
Ansichten von zwei Moorgebiete |
War der Grundwasserstand der ausschlaggebende Faktor fuer die Verbreitung der Niedermoore, so ist das Klima entscheidend fuer das Vorkommen von Hochmooren. Im Gegensatz zu den aus Resten von vielen verschiedenen Pfanzen gebildeten Niedermoore werden Hochmoore fast nur von einer einzigen Pfanzengattung , dem Torf-oder Sphagnummoosen aufgebaut , die unabhaengig vom Grundwasser ihren Naehrstoff- und Wasserbedarf nur aus Niederschlagswasser und eingewehtem Staub decken.
Ansichten von zwei Moorgebiete |
Das erklaert den geringen Anteil an Festsubstanz (rund 3 % des Volumens) und den ausserordentlich geringen Naehrstoffgehalt der Hochmoortorfe. Wenn die Sphagnummoose auch grosse Speicherzellen haben, die Wasser bis zum Zwanzigfachen ihres Trockengewichts aufnehmen koennen, so gedeihen sie doch nur gut im dauernd feuchten und verhaeltnismaessig sommerkuehlen Klima. Bei anhaltender Trockenheit oder Entwaesserung der Moore gehen die Torfmoose ein.
Ansichten von zwei Moorgebiete |
Guenstige Wachstumsbedingungen fuer Sphagnummoose bietet wie eingangs erwaehnt, das Hinterland der Nordseekueste, wo Hochmoore nicht nur ueber dem feuchten Substrat der Niedermoore, sondern auch unmittelbar uber dem Sand der Ostfriesischen-Oldenburgischen und Stader Geest als sogenannte wurzelechte Hochmoore aufgewachsen sind, nachdem allerdings durch Auswaschung des Geestbodens eine wasserstauende Ortststeinschicht gebildet worden war. Die Abfolge der Hochmoorentstehung in ihrer Abhaengigkeit von den jeweiligen klimatischen Verhaeltnissen verdeutlicht.
Verbreitung der Hochmoore in Niedersachsen
Verbreitung Hochmoor in Niedersachsen Zeichnung: Seedorf |
1. Gegen Ende der letzten Eiszeit , etwa um 9000 vor Chr. Geb., hatten im Altmoraenengebiet Birken und Kiefern die bisherige Tundra wieder erobert. Auf Grund von Restseen bildete dieVerlandungsvegetation aus Laichkraeutern und Seerosen eine schwarze Mulde.
2. Im waermer gewordenen Klima des Praeboreals ( etwa ab 8000 vor Chr. Geb.) verlandeten die Seen rasch unter Bildung von Schilf und Seggentorfe (Niedermoor).
3. Ab etwa 7000 vor Chr. Geb., mit dem Boreal und dem beginnenden Atlantikum, ueber die gegenwaertigen stiegen und die vorrueckende Nordsee das jetzige Kuestengebiet erreichte, entstanden zunaechst ausgedehnte Versumpfungsmoore in Erlenbruchwaeldern.
4.Nach Ablagerung maechtiger Bruchwaldtorfe , welche die Baumstubben konservierten,wurden die Bruchwaelder waehrend des Atlantikums von Torfmoospolsern erstickt. Es bildete sich der stark zersetzte Schwarztorf (Aelterer Hochmoortorf).
5.Im letzten Jahrtausend vor der Zeitwende (Subboreal) hoerte das Moorwachstum zeitweilig auf. Heide und Wollgraeser ueberzogen die Flaechen.
6.Waehrend des Subatlantikums ( ab 500 vor Chr. Geb.) gewannen infolge sinkender Temperaturen und zunehmender Niederschlaege (Klimasturz) raschwuechsige Torfmoos (Sphagnum cuspidatum u.a.) die Oberhand und bildeten unter uhrglasfoermiger Aufhoehung des Mooskoerpers den schwach zersetztenden Weisstorf (Juengerer Hochmoortorf).
7.Die in sieben Jahrtausenden um etwa 1 mm jaehrlich gewachsenen Hochmoore werden seit 300 Jahren zunehmend vom Menschen abgebaut . Durch die Entwaesserung starben die Torfmoose auch auf den unberuehrten Restflaechen ab. Glockenheide und Besenheide , aber auch Birke und Kiefer taten an ihre Stelle. Der Moorkoerper sackte um fast ein Drittel seiner urspruenglichen Maechtigkeit zusammen. Riesige Torfmengen wurden von Hand oder mit den Maschinen der Torfindustie abgebaut. Bei der landwirtschaflichen Nutzung gehen jaehrlich etwa 0.5 cm (Gruenland) bis 1 cm (Acker) durch Torfschwund von der Moorsubstanz verloren. Nachdem die letzten groesseren Moorflaechen in Niedersachsen fuer die Torfindustrie freigegeben worden sind, mehren ich die Bestrebungen , Restmoore zu erhalten und sie staerker als bisher als Naturschutzgebiete auszuweisen und in die Erholungsslandschaft einzubeziehen.
Literatur und Quellen:
- Karl Wachholtz Verlag Neumuenster
- Hochmoore und tiefgruendige Niedermoore in Niedersachsen
- Willi Rolfes
- Moor
- Mamoun Fansa
- O, schaurig ists uebers Moor yu gehen 220 Jahre Moorarchaeologie
- Mamoun Fansa / Frank Both
- Moorleichen
- Gabriela Rosenwald Kohlverlag
- Lernwerkstatt Lebensraum Moor von der Entstehung bis Torfabbau
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