Die Eiszeiten in Europa
von Wolfgang Kunzmann
Die frostige - kalte Vergangenheit unserer Erde
Unsere Erde ist heute ein relativ lebensfreundlicher Planet. Doch das war nicht immer so. Erst seit ungefähr 10,000 Jahren ging die letzte Eiszeit zu Ende. Doch auch Spuren vorangegangener Eiszeiten sind der Menschheit bekannt. Die Ursachen und Auslöser für eine Eiszeit geben den Wissenschaftlern jedoch bis heute Rätsel auf.
Die Namen Weichsel, Saale, Elster, Günz, Mindel, Riß und Würm bezeichnen
die weiteste Ausdehnung des Eises in der entsprechenden Eiszeit. In der Saale-Eiszeit
erreichte das Eis das Gebiet, in dem heute Düsseldorf liegt. Es
erstreckte sich bis zu einer gedachten Linie nach Essen, Dortmund, Lippstadt,
Münster und Rheine.
Gletscher hinterlassen charakterische Höhenzüge aus aufgeschobenen
Materialien, die sogenannten Endmoränen. Diese sind gekennzeichnet
durch eine bogenartige
Form und einen inneren Aufbau aus zusammengeschobenen Sedimentablagerungen in chaotischer
Lagerung. Daraus ergeben sich Hinweise für einen Eisvorstoß.
Anhand der Materialien aus dem Aufbau der Moräne kann man auf die Bewegung des Gletschers
schließen. Sehr viele solcher Moränen befinden sich in Niedersachsen und
Sachsen Anhalt. Sie werden häufig heute als Kies- und Sandabbaustellen benutzt.
Zusätzlich gibt es Relikte aus der Weichseleiszeit. Hierzu zählt
die fast unüberschaubare
Seenlandschaft der Mecklenburgischen Seenplatte. Auch Brandenburg und Ostholstein sind reich an
weichselglazialen Seen. Ebenso sind die Magdeburger- und Hildesheimer
Börde (Lößböden) Relikte der letzten Eiszeit, die bei ihrem Rückzug
Richtung Norden entstanden.
Weitere Hinterlassenschaften der Gletscher sind die sogenannten Findlinge
im Norddeutschen
Raum, die von den Gletschern aus Skandinavien nach Norddeutschland transportiert wurden.
Derartiges Geschiebematerial finden wir bis auf die Höhe von Hessisch-Oldendorf über Hameln.
Auch der Süntel muß von einem Gletscher überzogen gewesen sein,
da wir in der Schillathöhle
bei der Entdeckung vor einigen Jahren Geschiebematerial gefunden haben, was bisher nicht bekannt
gewesen ist.
Stalagmit, vermutlich durch Permafrost gesprengt Foto: W. Kunzmann |
Überreste der letzten Eiszeit sind heute noch im süddeuropäischem alpinen Raum zu finden.
Rhonegletscher, Silvretta, und andere Gletscher sind Relikte der zusammenhängenden Inlandvereisung.
Während der letzten Eiszeit der sogenannten Mindeleiszeit vor etwa 20 000 Jahren
lag fast ganz Europa unter
einer Gletscherdecke. Diese reichte bis zum Rhonetal und fast bis an die Donau.
Aber auch wir als Höhlenforscher bekommen immer wieder Spuren der Eiszeiten direkt
in unseren Höhlen zu sehen. Durch Permaforst gesprengte Stalagmiten
die wieder versinterten sind keine Ausnahme.
Im Süden breitete sich die Vereisung über die Nord- und Südalpen
bis an die Grenze des alpinen Bergmassivs an der Poebene vor.
Dort kam es zu einem Gletscherstau und das Eis verlief in vielen separaten Talgletschern.
Diese Front ist geprägt durch viele Endmoränenbögen, daher auch die Bezeichnung
Moränen-Amphitheater. Da das Gebirge relativ abrupt in die Ebene übergeht, stießen
die verschiedenen Vergletscherungen etwa gleich weit vor. Im Innern der Endmoränenbögen
entstanden durch Glazialerosion große Felsbecken. In diesen Becken der norditalienischen Randalpen
stauten sich Seen an. Der Lago Maggiore, der Lago di Como und der
Lago di Gada verdanken ihren Ursprung diesen Gletschern.
Abschließend ist zu erwähnen, dass das Holozän, in dem wir seit circa 10,000 Jahren leben, nach heutigen Erkenntnissen nur eine zwischengeschaltete Warmzeit ist. Betrachtet man geologische Zeiträume, die Tausende von Jahren umfassen, dann sind diese 10,000 Jahre nicht lang. Dennoch könnte eine weitere Kältezeit in geologischen Zeiträumen bald folgen.
Geschiebematerial
Gestein und Herkunft:
- (Rhombenphorphyr) - Oslogebiet
- (Stockholmgranit) - Umgebung von Stockholm
- (Järnagranit) - Dalarna, Mittelschweden
- (Roter Ostseequarzporphyr) - Nördliche Ostseeraum
- (Rapakivi-Granitphorphyr) - Finnland, Aland-Inseln
- (Helikinit) - Finnland
- (Tessini-Sandstein) - Mittel-Kambrium, Westküste von Öland
- (Grapholithengestein) - Silur, Ostsee, submarin südlich von Gotland
- (Beyrichiakalk) - Silur, Ostsee, submarin südlich von Gotland
- (Scolithus-Sandstein) - Unter-Kambrium, Skandinavien
- (Sternberger Gestein) - Oligozän, Ostseeraum
- (Feuerstein, Flint) - Kreide, Südskandinavien, Ostsee
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